Porträt des Monats -
hier stellen wir, thematisch nicht weiter festgelegt, Interessantes
aus dem Umfeld unseres Wirkens in Bild und Text vor.
Und haben uns damit kräftig unter Druck gesetzt,
daran erkennbar, dass es manchmal nicht klappt
bei den vielen anderen dringender zu erledigenden Dingen
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März 2022. Zwei Jahre Corona, Leben unter einer Art Glasglocke. Allmählich tritt man wieder in ganz analoge Kontakte, behutsam und vorsichtig. Der Grünlandlehrgang auf Haus Düsse, jedes Jahr mit hochmotivierten Schafhaltern abgehalten, fand bei Sonnenschein statt.
Auf den Zäunen liegen Bäume, die infolge der vorangegangenen Stürme keinen Halt mehr hatten. Vielleicht räumen ja mal ihre Besitzer sie weg, und nicht wieder wir. Eigentlich sind wir motiviert, allen Schwierigkeiten zum Trotz.
Und nun soll Frühliung werden. Wir warten auf neue Lämmer.
Und die gesamte Welt wird auf den Kopf gestellt durch die Ideen eines Egomanen. Die Ereignisse überschlagen sich. Bisher als sicher Angesehenes ist plötzlich extrem zerbrechlich.
Kluge Sprüche, wie man mit der Krise umgehen soll. Weniger heizen und stattdessen eine Strickjacke anziehen (hier friert jeder Gast, wir sind an die Temperaturen gewöhnt- und manchmal haben wir auch Zeit, den Ofen anzufeuern...). Der Landwirtschaftsminister rät, weniger Fleisch zu essen- das hülfe gegen Klimawandel und spare Getreide. Interessant für Schäfer, die aktiv für Klima und CO2Senke weiden, dabei hochwertiges Fleisch erzeugen, ohne Getriede zu verwenden, das dem menschlichen Verzehr zugedacht war. Der Selbstversorgungsgrad für Schaffleisch in Deutschland liegt reichlich unter vierzig Prozent. Wenn man sich die Preise der "Osterlämmerbraten" im Handel so ansieht- weit weg importierte Ware, nicht die vom Schäfer vor der Haustür - wie sollen wir Landschaft pflegen, was nicht bezahlt wird, wenn wir dann nicht mal mehr Lämmer erzeugen können, weil man ja kein Fleisch essen soll? Der Verbraucher entscheidet nicht nach den hehren Gesichtspunkten guter Haltung. Der Minister offenbar auch nicht.
Schafe weiden auf Grünland, vielfach dort, wo andere nicht satt werden. Dennoch brauchen auch wir Kraftstoff, um zu unseren Kontrollen zu fahren, um Wasser zum Tränken zu transportieren, um Futter für den Winter zu werben. Da gibt es keine Luxusfahrten mit hohem Tempo über die Autobahnen, und auch keine unnötigen Geländewagen- eine Elektrolastenfahrrad zieht leider keinen Viehanhänger den Berg rauf...Wir brauchen Strom, um unsere Zäune zu eklektrifizieren- doppelt und dreifach, denn es genügt nicht, die Schafe drinnen zu halten. Wolfsabwehrzäune führen Strom. Was machen wir Weidetierhalter eigentlich, falls wir nur noch begrenzt Strom zugeteilt bekommen? oder er preislich weiter so steigt? Noch mehr Herdenschutzhunde halten, die immer teureres Futter fressen müssen? Fragen über Fragen. Neue Relationen, andere Fragen für Menschen, die immer schon sparsam und nachhaltig zu leben versuchen.
Kleine Fragen angesichts des schrecklichen Überfalls auf die Ukraine, ungeachtet aller Diskussionen über Hintergründe, politische Blöcke und falsche Versprechungen von allen Seiten. Die gesamte Welt wird sich massiv ändern. Mit jemand zu diskutieren, der seine parallele Welt systematisch so gestaltet, dass sein Volk ihm glaubt (andere werden ausgeschaltet)- und anzunehmen, denjenigen durch Gespräche von etwas anderem überzeugen zu können...das hat schon bei anderen Figuren der Weltgeschichte nicht geklappt. Andere Ansätze sind auch nicht erfolgversprechend. Dilemma.
Und ja, Kriege weiter weg haben anders berührt. Haben andere Folgen für uns, sofern der Blick in die Geschichte nicht völlig trügt. Mit einem persönlichen Blickwinkel- denn einen anderen haben wir praktisch betrachtet dann doch nicht.
Schafhaltung ist vom Grundsatz her erst einmal nicht politisch. Immer wenn sie mit Politik spricht, wird abgewimmelt, beschönigt, kleingeredet. Ihre Interessen werden weiter in den Hintergrund rücken. Und auch wenn wir unter unseren hiesigen Bedingungen zurechtkommen müssen, sind unsere Aspekte- noch- Jammern auf hohem Niveau (so wie unsere Verpflichtungen, Kontrollen und Auflagen auch auf einem hohen Niveau, Abgaben und Sanktionen ebenfalls. Wer legt den Maßstab an für angemessene Relationen?)
Keine positiven Gefühle- und dennoch wird Frühling. Die Schafe runden sich- geplatzt ist noch nie eines; sie werden schon irgendwann lammen. Wir freuen uns darauf. Blenden zwischendurch aus, was uns noch mehr bedrückt als zuvor. Führen weiterhin Gespräche zur Verbesserung unserer Schafhaltungswelt, lauschen weiter abenteuerlichen Begründungen, warum Naheliegendes nicht geht und was denn stattdessen doch machbar ist. Und lassen uns immer noch nicht einlullen von der Beschwörung unserer Unersetzlichkeit für die Biodiversität, die nicht mehr ist als ein Lippenbekenntnis. Und vermutlich bald nicht einmal mehr das. Ob man sich auf das eigene Weltbild zurückziehen kann, während die Welt so viele Zerrbilder darstellt, aber keinen Rahmen mehr hat?