Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Schafzuchtverbandes NRW erschien in der Rheinischen Landeszeitung folgender Beitrag, der sehr anschaulich die Lage der Schafhaltung wiedergibt und deswegen nicht als Link, sondern in Gänze dargestellt wird- und leider tagtäglich an Aktualität gewinnt -
in memoriam und mit Dank an Stefan Sallen
Stefan Sallen
(25.04.2013) Schafe und ihre Halter haben ein tolles Image. Doch mit Schafen ein halbwegs vernünftiges Einkommen zu erwirtschaften, ist schwierig. Ohne öffentliche Gelder für den Natur- und Artenschutz stünde die Schafhaltung in Deutschland wohl vor dem Aus.
Ein bisschen neidisch dürften sie schon sein – die Schweinehalter und Geflügelbauern, denen augenblicklich medial und politisch ein heftiger Wind aus der Tierschutzecke ins Gesicht bläst. Neidisch auf die Schäfer, denen die Sympathien aus der Gesellschaft nur so entgegenfliegen und deren Berufsvertretung in Nordrhein-Westfalen, der Schafzuchtverband NRW, in diesen Tagen auf sein 100-jähriges Bestehen zurückblicken kann.
Die Welle des Wohlwollens kommt nicht von ungefähr, ist doch selbst die Bibel schon voller schöner Bilder über diesen ältesten der landwirtschaftlichen Berufe. Wer erinnert sich nicht an „die Hirten auf dem Feld“ bei Christi Geburt oder hat Sehnsucht nach dem „guten Hirten, der seine Herde schützt“. Und unsere Jüngsten kommen bei der „Sendung mit der Maus“ ins Jubeln, wenn Woche für Woche „Shaun das Schaf“ beweisen kann, wie schlau es ist.
Doch kaufen können sich die heutigen Schäfer nichts von diesem überragend guten Ruf. Die viel besungene Schäferidylle ist ein Klischee, die es vielleicht nie gegeben hat, heute jedenfalls dem Ringen um die Existenz – zumindest bei den Berufsschäfern – gewichen ist. Jeder fünfte Schäfer in Deutschland hat in den vergangenen fünf Jahren seinen Beruf aufgegeben. Um die 20000 Schafhalter dürfte es bundesweit noch geben, davon gerade einmal 2000 Berufsschäfer, die überwiegend mit der Schafhaltung ihr Einkommen erwirtschaften. Tendenz: weiter fallend. Gründe dafür gibt es viele:
1. Nach der Agrarreform von 2005 wurde die unkomplizierte Mutterschafprämie abgeschafft, die Direktzahlungen auf die Fläche umgelegt. Viele Schäfer, die nicht über eigene oder gepachtete Fläche verfügten, bekamen vom Brüsseler Prämienkuchen kaum noch etwas ab.
2. Blauzungenkrankheit und Schmallenbergvirus haben unter den Schafbeständen heftig gewütet. Gerade für viele kleinere Betriebe ein Grund mehr, resigniert das Handtuch zu werfen.
3. Auch und gerade der Brüsseler Bürokratenwahnsinn mit seinen Anforderungen an die Schafkennzeichnung, wie die zweite Ohrmarke oder die elektronische Markierung schreckt viele Schafhalter ab. Sie ist nicht nur praxisfremd, sie kostet auch noch viel Geld, das kaum erwirtschaftet werden kann.
4. Mit Schafen gutes Geld zu verdienen, ist ein hartes Brot. Das Scheren der Schafe ist schon seit langem teurer als der Erlös aus der Wolle. Auch die Fleischpreise könnten und müssten besser sein. Gerade einmal 1,1kg Schaf- und Lammfleisch verzehrt der deutsche Verbraucher im Durchschnitt, vielfach auch noch Bürger mit muslemischem Migrationshintergrund. Und nur die Hälfte dieses Fleisches stammt aus Deutschland, das in anderen Ländern günstiger produziert werden kann.
Deshalb hat der Beruf des Schäfers fast nur eine Zukunft, wenn die Leistungen, die dieser Berufsstand für die gesamte Gesellschaft erbringt, mit öffentlichen Mitteln honoriert wird. Denn ob Küsten-, Deich- oder Biotoppflege – im Bereich Naturschutz geht ohne Schafe häufig nichts. Und auch die Förderung des Artenschutzes – der viel zitierten Biodiversität – den Politiker mit dem schönen Bild der „bald gelöschten Festplatte“ zum Ziel erklärt haben, wird von den Schäfern mit ihren Tieren „einfach so nebenbei“ gemacht. Sie retten und bewahren bedrohte Tier- und Pflanzenarten und drohen bald selbst auf die „Rote Liste“ der aussterbenden Berufe zu geraten.
Das 100-jähriges Jubiläum eines Schafzuchtverbandes ist eine gute Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass Schäfersein mehr ist, als das Bedienen von idyllischen Bildern und romantischen Vorstellungen. Vor drei Jahren zogen die Schäfer mit einem Hirtenzug durch das Land unter dem Motto „Wir pflegen die Landschaft, die Sie lieben“. Daran hat sich nichts geändert, leider auch nicht die schwierigen Rahmenbedingungen, unter denen die Schäfer zu kämpfen haben. Die Politik darf die Schäfer nicht im Regen stehen lassen. Bei den noch ausstehenden Beschlüssen zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik werden auch die Schäfer sehr genau nach Brüssel schauen: Wie viel bleibt für sie übrig und was verteilt Düsseldorf davon an die Schäfer (2. Säule). Es geht nicht um Almosen, sondern um die Entlohnung einer Leistung, welche die Schäfer für die Gesellschaft tagtäglich erbringen.
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Anlässlich unserer Imagekampagne "schafe-schuetzen" finden sich vermehrt Interessierte nicht nur in sozialen Medien, sondern auch in der ein oder anderen gedruckten Ausgabe.
Schafe schützen und bewahren vieles- dafür müssen sie erhalten bleiben.
https://ablingergarber.com/themenmagazin/nordrhein-westfalen-starkes-land/#slb46
beschreibt alle Seiten der Medaille sehr einleuchtend...
https://www.planet-wissen.de/sendungen/2015/02/27_wanderschaefer.jsp
Bestellung und Ansicht des Kurztrailers unter:
Zum Imagefilm "Die Schäfer"gab es viel Aufmerksamkeit in den Medien
http://www.rtl-west.de/beitrag/artikel/wirtschaftsfaktor-schaf/
https://www.youtube.com/watch?v=MbwhbXxVrFI&feature=youtu.be
http://www.wdr5.de/sendungen/neugiergenuegt/feature/schafhaltung100.html
...ein sehenswerter Film, ebenfalls unter bewährter Hand des Teams von Blautann-Film entstanden, ist das Porträt der
Schnuckenschäferei Senne in Hövelhof unter dem Titel
"Schäfer müsste man sein"
den Kurztrailer findet man hier:
Nachfolgend einige Links zu grundlegenden Informationen über die Schäferei, das Berufsbild des Schäfers und einiges mehr-
es handelt sich hierbei nur um eine Auswahl
ein Blog: http://wanderschaeferin.blogspot.de
und noch mehrere Netzwerkaktionen unter einem Dach: https://schafzwitschern.diearnacher.de/
Hirtenjahr - Ein Jahr unterwegs mit dem Schäfer und 1400 Schafen ...
http://www.youtube.com/watch%3Fv%3DERciCzcHLkw
mit und über Thomas Stum
(auch als sehr empfehlenswerte DVD im Handel)
und noch allerlei auf youtube: www.youtube.com
Immer mal ein paar Betriebe
Von Beruf Schäfer: Thomas Golz zieht mit seiner Herde durchs Ruhrtal
Hier findet Ihr auch das Video und die Fotostrecke :